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SIX - The Musical - Frischer Musical-Wind aus good old England Das Show-Phänomen noch bis 7. April 2024 im Deutschen Theater München
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Hallo, wo sind denn hier die Jungs? Nicht mal einen Quoten-Mann gibt es im Bühnen-Hit „Six The Musical“. Das Stück ist fest in weiblicher Hand. Sechs Ladies, wahre Performance-Prachtexemplare, glänzen im Rampenlicht. Und Amanda, Zoe, Julia und Laura sorgen als Band für den coolen Sound. Hier geht es um die sechs Gattinnen von Tudor-König Henry VIII., auch bekannt als Frauenheld, der bei Nichtgefallen die Damen gerne „umtauscht“ oder gleich „erledigt“ - zwei Exen wurden bekanntermaßen geköpft. So ging’s halt damals zu im England des 16. Jahrhunderts.
2019 wurde daraus am Londoner West End eine Riesen-Show. Jetzt fegt der Musical-Tornado erstmals durchs Deutsche Theater. Bitte anschnallen. „Die Sechs“ erzählen mit viel Humor und sehr selbstbewusst ihre eigene Geschichte, bei so viel Frauen-Power wird aus dem „Kingdom“ schnell ein „Queen-dom“, „History“ zu „Her-Story“. Die Biografien sind als Musik-Battle inszeniert - herauszufinden ist, welche der Damen es mit King Henry am übelsten erwischt hatte.
Das Schicksal der sechs Königinnen lernen englische Schüler übrigens anhand eines Reimes: „Divorced, beheaded, died/survived“.(„Geschieden, geköpft, gestorben/überlebt“). Und diese Zeilen kommen auch gleich im Eröffnungssong vor („Ex-Wives“) . Der knallt so richtig rein, nachdem im ganzen Haus bis zum Beginn historisch korrekt Cembalo-Klänge in Dauerschleife liefen. „Greensleeves“ goes Techno. Mit dem ersten Titel schlägt die Kreisch-Skala aus, wie sonst nur messbar bei Harry Styles oder Taylor Swift. „Six The Musical“ lässt die Queens im Stil von Popstars performen, mit Songs und Moves, wie es Beyoncé, Shakira, Alicia Keys, Adele, Nicki Minaj und Britney Spears machen würden. Man merkt, dass sehr viele Zuschauer „Six“ bereits kennen - wie die Dame auf dem Platz nebenan, die an diesem Abend nun schon zum 15. Mal (!) den Power-Frauen zuhört. Es wird gejubelt, geklatscht, geschnippt, mit den Schultern geshaked und an den richtigen Stellen laut gelacht (gute Englischkenntnisse sind Voraussetzung, um die feinen eingestreuten Gags zu verstehen). Die Zuschauerinnen tragen Krönchen und Shirts mit kessen Sprüchen aus der Show. Der Hype um „Six“ entstand mit der ersten Aufführung in England, setzte sich am Broadway, in Kanada, Australien und Korea fort. Rund um den Globus gibt es Fanclubs. Im Londoner Vaudeville Theatre stehen spezielle Sing-a-Long-Shows auf dem Spielplan. Clips bei TikTok und YouTube gehen durch die Decke. 2022 trat die Londoner Cast live im Rahmen der weltweit übertragenen Feierlichkeiten zum Thronjubiläum von Elisabeth II. auf. Ein märchenhafter Triumphzug der singenden, königlichen Grazien.
Und bei uns? Deutschland war bisher im Dornröschenschlaf, nix von „Six“ war weit und breit zu hören. Doch dann kam der Veranstalter BB Promotion aus Mannheim mit allerbesten Kontakten in die Londoner Musical-Szene (sie holten auch den Bühnenhit „Moulin Rouge“ nach Köln) und schnappte sich die Show für eine exklusive Tour mit nur drei Stationen im deutschsprachigen Raum (auch in Berlin und Zürich). Geradezu wachgeküsst fühlt man sich im Deutschen Theater und staunt über die Idee, Geschichte mit einem rd. 80-minütigen Pop-Konzert zu verbinden. Bühne frei für die Tudor-Popstars, die sich selbst als „The Royalling Stones“ vorstellen. Eine exzellente Cast mit sechs Sängerinnen, die alle vor kurzem noch auf der UK Tour des Stücks brillierten. Kenedy Small spielt Anna von Kleve, eine junge Adelige aus Deutschland, in deren Porträt sich König Henry seinerzeit verliebte. Nur hatte der Maler Hans Holbein die Realität etwas - sagen wir -
aufgehübscht. Als die beiden sich erstmals trafen, liess der King die Ehe ganz schnell wieder annullieren. Im Musical wird Anna’s Geschichte mit der Techno-Polka „Haus of Holbein“ erzählt - Ohrwurm-Gefahr! Eine andere Königin, Katherine Howard, war rd. 30 Jahre jünger als Gatte Henry. Ihr Vergehen: Ehebruch. Seine Reaktion: Zum Henker mit ihr! Wörtlich genommen. Lou Henry darf „All you wanna do“ in der Show singen, das hört sich ganz nach Ariana Grande an und optisch passt es auch: Katherine/Lou trägt ebenfalls einen langen hohen Pferdeschwanz. Dass die Kompositionen sich an Stars mit junger Zielgruppe orientieren, liegt an den Machern Toby Marlow und Lucy Moss, die gerade mal 23 Jahre jung waren, als ihnen die Idee zu dieser außergewöhnlichen Show kam. Man saß an der Uni zusammen in einem Literatur-Kurs und machte sich Gedanken wie man das Leben der verstorbenen Ehefrauen King Henrys erzählen könnte. Der „Six“-Siegeszug nahm seinen Anfang und ein paar Jahre später ist auch das Münchner Publikum ganz im Bann der Girl Group. Eine Bühne, eine Band, sechs Protagonistinnen, tolle, sexy Outfits mit modischen Zitaten aus der Tudor-Zeit (Gabriella Slade, schick auch die integrierte Halterung für die Mikros). Nur ein Bühnenbild, dafür umso mehr Licht, Songs, die ins Ohr gehen, mit Witz und Charme präsentiert. Mehr braucht es gar nicht, um beim Publikum anzukommen. Kopf ab, alle Daumen hoch!
Fürs Finale der Geschichtsstunde wird noch einmal durchgezählt („We’re six“) - das halbe Dutzend Queens gibt sich versöhnlich „One of a Kind, no category“. Keine Konkurrenz, jede ist einzigartig. Botschaft und Melodie nimmt man mit nach Hause. Im Theaterfoyer noch ein schneller Stop, dort, wo sich schon eine Schlange gebildet hat. Der Souvenir-Stand hat alles, was das Six-Herz begehrt: Shirts, Schlüsselanhänger mit Strass-Pumps, die Kostüme als Sammel-Pins - und natürlich eine Krone. Gaby Hildenbrandt Six The Musical Deutsches Theater München Cast: Nicole Louise Lewis, Izi Maxwell, Erin Caldwell, Kenedy Small, Lou Henry, Aoife Haakenson Musik & Texte: Toby Marlow und Lucy Moss Eintrittskarten ab 37 - 107 Euro Kurz-Biografien der sechs Ehefrauen liegen im Theaterfoyer aus. Wer noch nicht mit dem Stück vertraut ist, findet hier eine erste Orientierung. Unbedingt durchlesen also, bevor es losgeht.
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