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Johannes Heester – Portrait

Was für eine Präsenz in der Manege des Russischen Staatscircus: Johannes Heester kann sich auf die Unterstützung seiner Frau Simone verlassen (Foto: Martin Schmitz)
Was für eine Präsenz in der Manege des Russischen Staatscircus: Johannes Heester kann sich auf die Unterstützung seiner Frau Simone verlassen
Was für eine Präsenz in der Manege des Russischen Staatscircus: Johannes Heester kann sich auf die Unterstützung seiner Frau Simone verlassen (Foto: Martin Schmitz)

Johannes Heesters (Foto: Martin Schmitz)
Johannes Heesters
Johannes Heesters (Foto: Martin Schmitz)

©alle Fotos: Martin Schmitz 2004
Schon allein die Tatsache, daß ein Mensch das wahrhaft biblische Alter von 100 Jahren erreicht, ist ein Grund zum Staunen. Heißt dieser Mensch Johannes Heesters und zählt seit über 60 Jahren zu den populärsten Schauspielern des Landes, bleibt es nicht beim respektvollen Innehalten. Eine Gratulationscour sondergleichen war dem Doyen des deutschen Films sicher. Frack, Zylinder und weißen Seidenschal - seine Markenzeichen - läßt er am liebsten Zuhause, und auch eine ausschweifende Geburtstagsparty im von Heesters oft besungenen Pariser Restaurant "Maxim´s" ( ein Ort, an dem "Jopie" erstmals in jenen Jahren speiste, die man bei einem Mann als die "besten" bezeichnet) war eher unwahrscheinlich.

Während der Jubilar anläßlich von Gala-Auftritten mit seiner Paraderolle des noch im hohen Alter vitalen Lebemannes selbstironisch kokettiert, hält der Privatmann Heesters gern Distanz zu den mit ihm in Verbindung gebrachten Rollenklischees.

Derlei persönliche Zurückhaltung steht in Gegensatz zu jenen Ingredienzen, die den Erfolg der Heesters-Filme ausmachen: Mit Eleganz, Charme und Gesang bezauberte der Leinwandstar Generationen eines vor allem weiblichen Publikums, dies meist als Protagonist einer Operettenhandlung und eingebettet in das Studiosystem einer Traumfabrik wie der Ufa.

Seine Revue- und Gesangsauftritte im gleißenden Rampenlicht gerieten dabei so eindrucksvoll, daß den Leistungen des Schauspielers Heesters oft weniger Aufmerksamkeit zuteil wurde. Sein künstlerisches Selbstverständnis weist hingegen andere Akzente auf. Versteht sich Heesters doch als Schauspieler, der auch singen kann.

Am 5. Dezember 1903 im niederländischen Amersfoort geboren, absolvierte Heesters eine Banklehre, danach eine Gesangs- und Schauspielerausbildung, und trat an Sprechbühnen in Amsterdam, Den Haag, Brüssel und Rotterdam auf. Bereits zu Stummfilmzeiten erhielt er sein erstes Engagement für die niederländische Produktion "Cirque Hollandais" (1924). Das Filmdebüt des später als feuriger Liebhaber besetzten Heesters sollte sich allerdings zu einer reichlich brenzligen Angelegenheit entwickeln: Ein Studiobrand vernichtete den bereits fertigen Film, der daraufhin ein zweites Mal gedreht werden mußte.

Erst zehn Jahre später, in Richard Oswalds Kleine-Leute-Komödie "Bleeke Bet" (1934), konnte Heesters seine Filmarbeit fortsetzen und darin, der Tonfilm machte es mittlerweile möglich, seine Begabung als Sänger auch auf der Leinwand unter Beweis stellen. Das Operettenfach war zum zweiten beruflichenStandbein geworden, Heesters´Tenor nun auch im deutschsprachigen Ausland gefragt. Engagements führten ihn 1934 an die Volksoper Wien und 1935 an die Komische Oper, das Metropol-Theater und den Admiralspalast in Berlin. "Alles Walzer!" hieß es in Musikerkreisen, kurz bevor Melodien à la Johann Strauß oder Joseph Lanner erklangen. "Alles Operette!" müßte das abgewandelte Motto im Falle Heesters lauten, steht sein Name doch für die deutsche Filmoperette sowie den Revuefilm der 30er und 40er Jahre.

Geriete man in die Lage, einem ausländischen Cineasten das Phänomen Heesters beschreiben zu wollen, suchte man wohl Zuflucht in einen Vergleich mit Maurice Chevalier und Fred Astaire. Mit Chevalier hat Heesters den Ruf des Gentleman mit grauen Schläfen gemein, und nicht zuletzt seine über 750 Bühnenauftritte als Honoré in dem Musical "Gigi" beweisen eine Artverwandtschaft beider Künstler. Astaires vom seinerzeit aufkommenden Musicals beeinflußte Produktionen dienten als Vorbild für deutsche Revuefilme, verbanden Tanz, Gesang, eine Love Story und eine Reihe skuriller Randfiguren miteinander.

Im deutschen Film war man Mitte der 30er Jahre noch ganz im Bann der Operette. So begann die Zusammenarbeit zwischen Heesters und der Ufa auch mit einer Verfilmung von Carl Millöckers "Der Bettelstudent" (1936), in deren Titelrille Heesters zwei Jahre zuvor in Wien brilliert hatte. Sein imposantes Äußeres und sein Gardemaß prädestinierten ihn für die Rolle als fescher Leutnant von Arnegg in Detlef Siercks "Das Hofkonzert" ( 1936) und immer wieder für den Part incognito agierender Edelmänner wie in Georg Jacobys "Gsparone" (1937) oder Herbert Maischs "Nanon" (1938).

Kurz vor Ausbruch des Zweiten Weltkrieges wandelte sich die Strategie der deutschen Filmindustrie: Um der amerikanischen Konkurrenz Paroli zu bieten, schwenkte man um auf die Produktion einheimischer Revuefilme. Und fand ausgerechnet zu einer Zeit, als Deutschland sich vor kulturellen Einflüssen anderer Nationen systematisch abschottete, in dem Niederländer Heesters, der Schwedin Zarah Leander oder der Ungarin Marika Rökk, adäquate Interpreten des auf heimische Verhältnisse zugeschnittenen Filmgenres.

"Hallo Janine" (1939) hieß eine jener Verwechslungskomödien, in der Heesters einen Grafen spielt und von einem Revuegirl ( Marika Rökk ) zur Strafe für seine amourösen Eskapaden in eine Liebesfalle gelockt wird.

Waren Heesters und Rökk bereits in "Der Bettelstudent" und "Gasparone" Filmpartner, galten beide fortan als Traumpaar des deutschen Revuefilms. Eine Auseinandersetzung um die ungleiche Verteilung von Gesangsnummern in "Hallo Janine" soll übrigens Grund dafür gewesen sein, daß Heesters und Rökk bis in die 50er Jahre getrennte Wege gingen. In "Immer nur Du" (1941), ein Film, der in Anlehnung an seinen berühmten Schlager auch den Alternativtitel "Man müßte Klavier spielen können" erhielt, zeigt Heesters einen Hang zur Selbstironie, spielt er doch mit seiner Partnerin Dora Komar eine konkurrierendes Sängerehepaar, das private wie berufliche Zwistigkeiten bevorzugt in musikalischer Form austrägt. Bisher war fast ausschließlich vom Musikfilmstar die Rede.

Viktor Tourjanskys "Illusion" ( 1941 ) zeigt, daßHeesters auch im Charakterfach eine gute, wenn auch damals seltene Besetzung war. Hier ist es ausnahmsweise eine Frau (Brigitte Horney ), die mit den Gefühlen des von Heesters dargestellten Protagonisten spielt und ihre Liebe zum Gegenstand einer Wette macht. Sieht man von seiner physischen Präsenz ab, was machen rückblickend Ausstrahlung und Popularität von Johannes Heesters aus?

Seine Tochter Nicole, ebenfalls Schauspielerin, hat dazu in einem Fernsehinterview etwas sehr Schönes, Treffendes gesagt: Es sei seine Ausstrahlung charakterlicher Sauberkeit, die Heesters zum Publikumsliebling gemacht habe. Tatsächlich haben Negativfiguren wie der zynische Karrierist Georges Duroy in Louis Daquins "Bel ami, der Frauenheld von Paris" ( 1954/55 ) Seltenheitswert bei Heesters. Sagt es da nicht eine Menge über Ehrgeiz und Ziele dieses Schauspielers aus, daß er einen gewissenlosen Dandy wie "Bel ami " als Lieblingsrolle bezeichnet, und nicht etwa Graf Danilo aus Lehárs "Lustiger Witwe", den "Graf von Luxembourg" oder gar Millöckers "Bettelstudent"?

Obwohl unzählige Male in musikalischen Komödien und Lustspielen zu sehen, galt Heesters doch nie als Komiker. Die pikante Salonkomödie französischer Provenienz war eher sein Fach, ebenso das trockene Unterspielen komischer Situationen. Waren kräftige humoristische Töne gefragt, traten Partner wie Hans Moser ("Rosen in Tirol", 1940 ), Theo Lingen ("Es fing so harmlos an", 1943/44 ) oder Paul Kemp auf den Plan. Jene Qualitäten, die Heesters zum Filmstar gemacht hatten, kamen ihm speziell nach Kriegsende zugute.

Nie hat er sich einseitig auf die Filmarbeit festgelegt, unternahm parallel Tourneen mit Friedrich Schröders "Hochzeitsnacht im Paradies" oder Emmerich Kálmáns "Gräfin Mariza" (eine Operette, die Heesters 1938 mit einem Ensemble aus jüdischen Emigranten in den Niederlanden aufgeführt hatte ).

So hatte die Bühne dem fulminanten Herzensbrecher alles in allem auch reizvollere Möglichkeiten zu bieten als das deutsch-österreichische Nachkriegskino. Frei nach dem Motto "Sie küßten und sie schlugen sich" tat sich Heesters mit dem "ungarischen Wirbelwind" Marika Rökk erneut zu Produktionen wie "Die Czardasfürstin" (1951 ), "Die geschiedene Frau " ( 1953 ) oder "Bühne frei für Marika" (1958 ) zusammen.Operetten- wie Revuefilm als Terrain beider Stars waren jedoch inzwischen von Musical, Rock´n Roll und Jazz überholt worden. Eine Entwicklung, die den endgültigen Übertritt von Heesters ins Fach des "Père noble" motivierte.

Weniger bekannt ist, daß Heesters in einer Hollywood-Produktion mitgewirkt hat, inszeniert und produziert von Otto Preminger: in "Die Jungfrau auf dem Dach " (1953 ) , der deutschsprachigen Version der New Yorker Komödie "The Moon Is Blue" mit William Holden, Maggie McNamara und David Niven (letzterer in der parallel von Heesters verkörperten Rolle als Freund eines virilen Jungarchitekten).

Nicht zu vergessen seine Darstellung des Komponisten Franz von Suppé in der Filmbiografie "Hab ich nur Deine Liebe" ( 1953 ) oder "Viktor und Viktoria" (1957 ), eine Remake von Reinhold Schünzels Travestiekomödie mit Johanna von Koczian und Heesters in den Fußstapfen von Renate Müller und Hermann Thimig.

1961 war vorläufig Schluß mit der Filmarbeit. Mit seinem Partner Carl-Heinz Schroth lieferte sich Heesters in dem Fernsehspiel "Sonny Boys" (1982 ) einen Schlagabtausch zweier verfeindeter Broadway-Komiker, die gegen Ende ihres Lebens noch einmal gemeinsam auftreten sollen, und parodierte nach 24jähriger Leinwandabstinenz als eleganter Bettler in "Otto - der Film" (1985) seine Paraderolle des Grafen Danilo.

Im respektablen Alter von über 90 Jahren setzte der wohl haltbarste Holland-Export nochmals zu einer multimedialen Karriere an. Sei es als gefeierter Stargast opulent ausgestatteter Fernsehshows, als Sympathieträger in Werbespots für eine Kette von Elektromärkten oder im Mittelpunkt von Curth Flatows Boulevardkomödie "Ein gesegnetes Alter".

Über fünf Jahre, bis zum Sommer 2001, spiele Heesters darin einen rüstigen Senioren, der mit List, grimmigen Witz und unterstützt von einer couragierten Studentin (gespielt von Simone Rethel, seiner Ehefrau) eine scharfe Klinge gegen Miethaie und Erbschleicher führt. Eigentlich sei er, der zum Zeitpunkt der Premiere bereits stolze 92 Lenze zählte, für die Hauptrolle eines gerade einmal 90jährigen eine glatte Fehlbesetzung, so der augenzwinkernde Kommentar des agilen Altstars. "Ich möchte 100 Jahre werden, ohne Beschwerden..." lautet denn auch die Textzeile eines Heesters-Couplets, die am 5.12.2003 wahr wurde...

Zum Haupttext: der Grosse Russische Staatscircus in München vom 5.-23.5.2004 (mehr)
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Johannes Heester tritt auf im Grossen russichen Staatszirkus vom 5.-23.05.2004

Die Vorstellungen finden Dienstag bis Samstag jeweils um 16:00 und um 20:00 Uhr statt. Sonntags 14 und 18 Uhr.

Tickets gibt es an allen bekannten VVK-Stellen von CTS und München Ticket sowie unter der Tickethotline: 0 18 05 / 30 10 70 (0,12/Min. und online über unseren Ticketpartner unter www.getgo.de. (Beim Kauf über getgo.de stützen sie zugleich ein bißchen ganz-muenchen.de, denn wir erhalten Provisionen für den Verkauf von Tickets über diesen Weg)

Mit dem MVV/MVG: Hackerbrücke, Arnulfstraße

Die Legende lebt: Johannes "Jopie" Heester präsentierte die ARD Dokumentation "Legenden" im Bayerischen Hof (Foto. MartiN Schmitz)
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