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Tracey Emin Projekt
bis 2. Juni 2002 im Rahmen der Ausstellung Prüderie und Leidenschaft
Der Akt in viktorianischer Zeit

Tracey Emin
Tracey Emin

©Fotos: Martin Schmitz

Die Künstler haben sich schon Anfang des 20. Jahrhunderts von den Korsetten befreit. Heute bedarf es im Gegensatz zur viktorianischen Zeit keiner "Rahmenhandlungen"‘ mythologischer oder biblischer Art als Vorwand mehr, um nackte Körper in die Kunst zu bannen.

Im Rahmen der Ausstellung "Prüderie und Leidenschaft" hat das Haus der Kunst die 1963 in London geborene und dort lebende Künstlerin Tracey Emin eingeladen, ihre Arbeiten zu präsentieren.

Einer Einladung zum Eröffnungsabend mit ihr folgten mehrere hundert Ausstellungsbesucher, Tracey Emin stand Rede und Antwort. Nach mehr als einem Dutzend Jahren war diese Einladung ins Haus der Kunst die erste, die sie von einem "etablierten großen" Museum erhalten hatte, blieb aber nicht die letzte.

Plötzlich kommen von überall her auf der Welt Anfragen, freut sie sich. Öffnet ihr dies doch den Weg aus den Galerien in die Ausstellungsflächen mit breiterem Publikum.

Ihre Werke zeigen, wie nun fast hundert Jahre später mit dem nackten Körper umgegangen werden kann. Emin verarbeitet ohne Scham in ihrer Kunst die intimen Details ihres Lebens und ist damit nicht nur in England einzigartig.

Tracey Emin präsentiert die Fakten ihrer Lebensgeschichte radikal und unvermittelt: die Entjungferung als Dreizehnjährige, die eine Vergewaltigung war, oder die Namen aller Menschen, mit denen sie ein Bett geteilt hat – eine Liste, in der sowohl ihre Mutter wie auch ihr Vergewaltiger auftauchen.

Tracey Emin ist nicht auf Sensation aus, obwohl ihre Lebensgeschichte durchaus tragisch beginnt: Der Vater verließ die Familie, als sie sieben war, mit dreizehn wurde sie vergewaltigt, es folgte eine Zeit, in der sie sich wahllos mit Männern einließ, zwei Abtreibungen, unglückliche Lieben.

Ihr künstlerischer Ausdruck ist so vielfältig wie ihre Person selbst. Zeichnungen, Fotos, Videos, Neonarbeiten und Stickereien werden zu einer ganz individuellen Form des Tagebuchs, zeichnen ihre Lebensgeschichte nach. Der Strich ihrer Zeichnungen ist zurückhaltend und doch voller Kraft. Meist schreibt sie hier nur einige Sätze, und die Zeichnung verliert sich.


Sie offenbaren die Verletzlichkeit, Sensibilität und Zerbrechlichkeit ihrer Person. Ihre Stickereien – häufig werden Buchstaben zu Texten aneinander genäht – wirken durch die Farbigkeit und die Technik freundlich und fröhlich.

Den Gegenpol bilden die Inhalte ihrer Texte: Sie schockieren, provozieren, irritieren. Kommt man nahe an die Arbeiten heran, findet man sie nicht mehr "chick" oder "heiter", denn dann entziffert man auf einer ihrer gestickten Decken einen Satz wie: "Verpiss dich in die öde Welt, aus der du kommst”, oder findet man in einer ihrer Neonarbeiten die Worte "Meine Möse ist nass vor Angst”.

Form und Inhalt reiben sich aneinander, bilden das Spannungsfeld ihrer Arbeiten. Der Grund dafür, dass ihr Gesicht in jeder britischen Zeitschrift zu sehen war und ist, dass in Klatschkolumnen ständig über sie geschrieben wird und sie Hotelkritiken für die Zeitschrift GQ schreibt, liegt sicherlich an ihrem häufig als Exhibitionismus kritisierten, offenen und direkten Verhalten.

Dass ihre Werke allerdings in zahlreichen großen Ausstellungen der letzten Jahre vertreten waren und sie Trägerin des Turner Prizes ist, liegt darin begründet, dass es Tracey Emin in ihren Arbeiten gelingt, den Betrachter zu berühren, aufzurütteln und Fragen zu stellen.

Der Schrei in ihrem Video "Homage to Edvard Munch and all My Dead children” (1998) gräbt sich nicht zuletzt deshalb ins Innere des Zuschauers, weil Tracey Emin in einzigartiger Offenheit und Freizügigkeit ihre Erfahrung teilt und sie so für andere erfahrbar macht.

Ihre gesamte Arbeit ist ein Porträt. Jedes einzelne Werk ist Teil ihrer Lebensgeschichte, dokumentiert ihre Gefühle und Erinnerungen.

Für ihr Projekt im Rahmen der Ausstellung Prüderie und Leidenschaft machte Emin Detailaufnahmen von ihrem nackten Körper. Die vergrößerten Polaroids entstanden an einem Tag. In den Zeichnungen, Neon-Arbeiten und Stickereien, die sie außerdem zeigt, macht die Künstlerin ihren Körper auf drastische, provokative Weise und mit Stolz zu einem öffentlichen Thema. Sie beschämt den Betrachter, indem er die intimsten Dinge von ihr sehen und erfahren kann.

Wenn Sie schon einmal im Haus der Kunst sind, sollten Sie auch gleich die Ausstellung "Malerei und Skulptur im Wettstreit - Von Dürer bis Daumier" besuchen. Auch ihr gilt eine besondere Empfehlung von mir. Das Kombiticket kostet 11 Euro (erm. 8 Euro).

Akt der Moderne
...dazu die Ausstellung Prüderie und Leidenschaft


Ausstellung Prüderie und Leidenschaft
Bilder von der Ausstellung: Teil 1
mehr Bilder: Teil 2
mehr Bilder: Teil 3

Projekt Tracey Emin

Eröffnung: 09. März 2002, 19 Uhr
Ausstellungsdauer: 8. März – 2. Juni 2002

Öffnungszeiten: jeden Tag 10 - 22 Uhr

Eintrittspreise:
Euro 7,00 / erm. Euro 5,00
Jugendliche unter 18 Jahren: Euro 2,50
Dauerkarte: Euro 15,00 / erm. Euro 10,00
Kombikarte (mit der Ausstellung Malerei und Skulptur im Wettstreit): Euro 11,00 / erm. Euro 8,00
Jugendliche unter 18 Jahren: Euro 4,00
Kinder unter 10 Jahren: freier Eintritt
Katalog mit 288 S., 258 Abbildungen der ausgestellten Werke, davon ca. 170 in Farbe: 25 Euro

Haus der Kunst
Prinzregentenstraße 1
80538 München

MVG/MVV U-Bahn Lehel oder Odeonsplatz

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