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Filmpremiere - „Jud Süß – Film ohne Gewissen am 21.09.2010 im Filmcasino München


Juliane Grund und Franz-Xaver Kroetz

Viktoria und Heiner Lauterbach




©Foto: Martin Schmitz

Ein bisschen Abwechslung in den von Oktoberfest Events gerprägten Terminplänen brachte am Abend des 21.09.2010 im Münchner Filmcasino die Premiere des Filmes „Jud Süß – Film ohne Gewissen“, der schon als Festivalbeitrag auf der Berlinale für einen kleinen Skandal sorgte.

Regisseur Roehler erzählt die Geschichte des Filmschauspielers Ferdinand Marian, der 1940 in einem der erfolgreichsten Propagandafilme der Nazizeit die Hauptrolle spielt. Ein Film, den Josef Goebbels als „großen deutschen Film“ sehen wollte, mit dem er das Volk reif machen wollte für die „Endlösung“. Veit Harlan wurde dazu als Regisseur verdingt, Premiere feierte der Film Jud Süß 1940 in Venedig.

Trockener ging es in München zu: da kam zunächst ein gut gelaunter Franz-Xaver Kroetz auf den roten Teppich, eingehakt bei einer hübschen Blondine, ihres Zeichens Architektin, erfährt man. Erstmals präsentierte der Schauspieler seine Freundin Juliane Grund an seiner Seite auf dem  Roten Teppich. Die junge Architektin wirkte bei ihrer „Premiere“ sichtlich nervös, die ungewohnte Aufmerksamkeit machte ihr etwas zu schaffen.


Impressionen roter Teppich: Filmpremiere "Jud Süß - Film ohne Gewissen" am 21.09.2010 in München

Frage an Franz Xaver Kroetz: Wie hätten Sie damals reagiert?

F.X.K. Ich hätte auch damals schon Schwierigkeiten gehabt. Auch in der DDR wäre ich sicherlich ein Quertreiber gewesen. 

Hätten Sie ihr Leben riskiert?

F.X.K. (etwas abfällig) Der Marian hat ja nicht sein Leben riskiert. Wissen Sie, mein Vater war ein alter Nazi. Die waren recht freundlich. Das ist alles Geschwätz! Ein Scheißdreck wäre ihm passiert! Nichts! Das behaupten die ja immer! Alle diese korrupten Nazikünstler sagen immer – Es wäre uns furchtbar ergangen, wenn wir...- ganz bestimmt nicht.

Darf ich den Namen Ihrer Begleiterin erfahren?

F.X.K. Ja, gerne. Sie heißt Juliane Grund und ist Architektin. Sie hat vor einem halben Jahr mein Büro umgebaut. Aber wir haben uns jetzt entschlossen uns vermehrt in der Öffentlichkeit zeigen. Im Herbst sind wir auf jeden Fall im Deutschen Theater.

Auch Heiner Lauterbach mit Frau Viktoria, Regisseur Dieter Wedel, Schauspielerin Despina Pajanou, Regisweur Joseph Vilsmeier, Hotelchefin Innegrit Volkhardt  und diverse freundliche andere Gäste strömen über den roten Teppich, bis dann Regisseur Oskar Roehler samt Moritz Bleibtreu, Tobias Moretti, Lena Reichmuth und Ralf Bauer erschienen und das Blitzlichtgewitter entfachten. 

Heiner Lauterbach im Gespräch zum Film:

Der Hauptdarsteller verkauft im Film seine Seele, gibt es eine Rolle für die sie ihre Seele verkaufen würden?

H. L. Wir verkaufen permanent unsere Seele, es kommt nur auf den Preis an. Wir machen permanent Sachen, die wir eigentlich gar nicht machen wollen. Sie stehen halt im Drehbuch. So gesehen ist es immer ein kleiner Verkauf.

Gibt es eine Rolle, von der Sie sagen, dass sie die überhaupt nicht spielen wollten?

H. L. Nein, ich habe letztendlich immer die Entscheidung Ja oder Nein zu sagen.

Tobias Moretti zeigte sich zudem sehr besorgt um seine schwangere Frau Julia. Bevor das Interview beginnen konnte war sie die Nummer eins.

Hatten Sie im wahren Leben schon Rollen die sie nicht annehmen wollten?

T. M. Ja, schon. Aber eher weil sie so schlecht waren und nicht weil sie so reizvoll und moralisch unbedenklich waren. Das ist die Generalfrage schlechthin, aber nicht nur als Schauspieler sondern letztendlich eine Frage von uns allen, ob wir uns als Aushängeschild des Prototypen zur Verfügung gestellt hätten. Wir haben alle mit Medien zu tun und müssen uns Gedanken machen.

Herr Moretti, gibt es eine Rolle für die Sie Ihre Seele verkaufen würden? Ihre Rolle als Ferdinand Marian hat etwas von „Faust“.

T. M. Nein, für andere Rollen nicht. Für den „Faust“ hätte ich Sie beinahe verkauft (Tobias Moretti zwinkert mit den Augen) Ich hätte diesen Film nicht gemacht, wenn Oskar Roehler nicht der Regisseur gewesen wäre. Die Kontroverse, die Konfrontation des Films ist sehr wichtig. Die Rolle ist wirklich der Spekulation preisgegeben. Es war unheimlich spannend, gerade was die Figur angeht. Jede kleinste Nuance wurde hervorgehoben. Ich bin sehr stolz, dass wir soviel Interesse und Spannung auslösen konnten.

Hätten Sie damals der Versuchung widerstehen können, wenn Sie so eine Rolle bekommen hätten?

T. M. Das ist schwer zu sagen. Heute haben wir es leicht zu sagen, wir hätten widerstanden, weil wir eine ganz andere Zeit haben. Die Generalfrage kann erst im Nachhinein beantwortet werden. Im hier und jetzt ist es eigentlich die Frage der Entscheidung. Wer sagt, er ist über alles erhaben und vor allem über die Frage der Versuchung, dass kann nicht sein.

Moritz Bleibtreu erwies sich als echter Gentleman, obwohl er schon fast im Premierekino verschwunden war, kehrte er gerne für ein Interview zurück.

Hätten Sie der Versuchung widerstanden?

M. B. Nein, ich glaube es ist eine hypothetische Frage, die keiner von uns beantworten kann. Derjenige von uns, der diese Frage beantwortet ist nicht besser als die Menschen damals. Ich glaube keiner weiß wie es war unter so einem Druck zu leben.

Sie haben Goebbels gespielt. Wie haben Sie sich damit gefühlt?

M. B. Ich bewerte Figuren nicht  danach, was das für eine Außenwirkung hat, ob die Rollen etwas bringen oder nicht. Ich sehe eine Figur, lese das Drehbuch und irgendetwas in mir sagt ich muss sie annehmen. Der Rest ist mir egal. In mir muss es stimmig sein.

Die Rolle war für mich nicht schwieriger als andere Rollen. Jede Rolle birgt ihre eigenen Schwierigkeiten, daher kann ich mich nicht genau dazu äußern.

Gibt es eine Rolle, für die Sie ihre Seele verkaufen würden?

M.B. Nein, ich würde meine Seele für keine Rolle dieser Welt verkaufen! Die Frage, wie weit mache ich Kompromisse, ab welchen Punkt verkaufe ich mich ist eine rein existentielle Frage. Die Frage kann sich jeder auf dieser Welt stellen. Ich würde für nichts meine Seele verkaufen.

Das Filmcasino München entpuppte sich als optimale Wahl für die München-Premiere des Films „Jud Süss“ Sein Flair verlieh der Feier einen ganz besonderen Touch. Unter Applaus wurde der Film den gespannten Gästen im fast überfüllten Kino vorgestellt.

Kaum ein deutscher Film hat in den letzten Jahren schon im Vorfeld so viele Diskussionen ausgelöst wie „Jud Süss – Film ohne Gewissen“. Auf der Berlinale 2010 erstmals vorgestellt, schieden sich von Anfang an die Geister. Selbst die Kritiker waren sich nicht einig. Von grauenhaft schlecht mit historischen Ungenauigkeiten und schlechten Phantasiefiguren bis hin zur gelungenen Verfilmung mit hervorragenden Darstellern war alles Vertreten.

Aufgrund der bis heute anhaltenden Brisanz des Themas, wurde der Film in Berlin der jüdischen Gemeinde vorgestellt. Auch hier teilten sich die Geister.

T.: Tanja Lugert

ÜBER DEN FILM

Eine tragische Geschichte als Propaganda

Hintergrund des Films, der im nächsten Jahr von Regisseur Dieter Wedel auf die Theaterbühne gebracht werden soll, ist die Geschichte des Juden Joseph Süß Oppenheimer, der im 18. Jahrhundert als Finanzbeamter des württenbergischem Herzogs ein tragisches Ende nahm.

Joseph Goebbels, Propagandaminister des dritten Reiches, nahm die Geschichte zum Anlass eine weitere Hetzkampagne gegen Juden anzustiften. Nach dem Drehbuch von Veit Harlan wurde der Film 1941 mit Ferdinand Marian in der Titelrolle gedreht und feierte in Europa einen unbeschreiblichen Erfolg. Nach dem 2. Weltkrieg und Zerfall des Nazireiches distanzierten sich alle Akteure von diesem Film. Bis heute darf der Film nur unter besonderen Auflagen gezeigt werden und steht auf dem Index.

Inhalt des Films Jud Süss – Film ohne Gewissen

Als Propagandaminister ist Joseph Goebbels jedes Mittel recht das jüdische Volk zu verunglimpfen. Die Geschichte um den Juden Joseph Süß Oppenheimer kommt ihm gerade recht. Zeigt sie doch das Zerrbild eines verhassten Zugerhörigen der Juden. (Anm. der Redaktion: Die Geschichte hätte überall in dieser Welt mit jedem Menschen passieren können!)

Gustaf Gründgens, Paul Dahlke, keiner der Künstler lässt sich dazu überreden einen Juden darzustellen. Am Ende fällt Goebbels Wahl auf den glücklosen Schauspieler Ferdinand Marian.

Nach langem hin und her nimmt dieser die Rolle an, in der Hoffnung die Geschichte ins Positive zu wandeln. Nach dem Drehbuch von Veit Harlan spielt Marian so gut wie noch nie in seinem Leben und gibt dem Naziregime eine Waffe gefährliche Waffe in die Hand, die bei den einfachen Bürgern den Hass auf die Juden noch anschürt.

Überall in Europa wird Marian gefeiert und hochgelobt. Doch seine Befürchtungen werden wahr. Er ist auf die Rolle des Juden festgelegt. Schlimmer noch, nach Ende des 2. Weltkrieges wenden sich alle von ihm ab. Die meisten Akteure distanzieren sich von ihren Rollen in dem Film und Veit Harlan verbrennt das Material Öffentlich mit der Behauptung er sei dazu gezwungen worden. Alleine und psychisch am Ende setzt sich Ferdinand Marian in ein Auto und bricht zu seiner letzten Fahrt auf...


Filmpremiere "Jud Süß - Film ohne Gewissen" am 21.09.2010 in München: Schauspielerin Lena Reichmuth, Regisseur Oskar Roehler, die Schauspieler Moritz Bleibtreu, Tobias Moretti und Ralf Bauer (von links nach rechts) kamen ins Filmcasino.

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Jud Süß – Film ohne Gewissen Film kommt in Deutschland am 23. September 2010 im Concorde Filmverleih in die Kinos

Regie: Oskar Roehler,

Drehbuch: Klaus Richter
mit Tobias Moretti, Martina Gedeck, Moritz Bleibtreu, Justus von Dohnanyi, Armin Rohde, Martin Feifel, Ralf Bauer, Robert Stadlober, Paula Kalenberg, Milan Peschel, Rolf Zacher, Heribert Sasse, Anna Unterberger, Erika Marozsan und als Gast Gudrun Landgrebe

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