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„Die Bretter, die kein Geld bedeuten“ Zurück zum Ursprung: Gloria Gray verzaubert mit ihrem Programm „Anderweitig anders“ – und will in München ein Cabaret eröffnen


Nachdem es  im Dezember letzten Jahres mit der Wahl zur Bürgermeisterin in ihrer Heimatstadt Zwiesel im Bayerischen Wald  nicht geklappt hat, zaubert die Entertainerin, Unternehmerin, Schauspielerin, Sängerin, Kreisrätin, Produzentin, Networkerin und Erfolgs-Autorin Gloria Gray nun einen neuen – grandiosen!   – Trumpf aus den federgeschmückten Ärmeln ihres türkisfarbenen sexy Bühnen-Outfits.

Denn: „Ich bin auf der Suche nach passenden Räumlichkeiten, am liebsten rund um den Gärtnerplatz, und will München das zurückgeben, was seit langem fehlt: niveauvolle Cabaret-Shows mit einem Mix aus Travestie, Vielfalt und Kultur mit Liedern und Sketchen, mal heiter, mal kritisch, erotischen Tanzeinlagen und ungewöhnlicher Akrobatik mit internationalen Stars der Spitzenklasse“, beschreibt es die faszinierende Entertainerin.

Einen Vorgeschmack gab's am Samstag Abend im Wirtshaus im Schlachthof unter dem Titel „Anderweitig anders“. Angelehnt an ihre erste eigene Bühnenproduktion „Gloria Gray & Guests“ aus dem Jahre 1991. Diesmal aus aller Welt bei ihr zu Gast: Die Musical-Stars Betty Legs Diamond und Yamil Borges (u.a. „Westside-Story“) sowie der preisgekrönte Artist Mr. Destiny (u.a. „Cirque du Soleil“).

Maler Wolfgang Prinz, Percy Hoven mit Mutter Joyce, Gloria Gray
Maler Wolfgang Prinz, Percy Hoven mit Mutter Joyce, Gloria Gray

In München hatte ich lange keine Veranstaltung mehr, dies ist meine erste eigene Bühnenshow nach Corona. Also endlich wieder auf den Brettern, die kein Geld bedeuten“, lacht Madame Gray (sie selbst nennt sich scherzhaft „Mutti“). Ihr Programm beschreibt sie so: „Ein Hin- und Her, ein Auf und Ab, ein Rein und Raus, also wie im richtigen Leben“.

Back to the roots. Hierher, wo alles begann. „Meine zweite Geburt hat in München stattgefunden, meine Entwicklung zur Künstlerin, hier habe ich mir einen Namen gemacht, hatte hier die ersten Fernsehauftritte.“ Hier schaut sich GG auch nach einem Zweitwohnsitz um. „Mich zieht es nach 13 Jahren teils wieder zurück nach München, hier leben meine Freunde, viele Kollegen und meine Wahl-Verwandtschaft, denn eigene Familie hab ich ja leider keine mehr. Aber Zwiesel behalte ich mir zur Erholung und zum Ausgleich auf jeden Fall bei“.

Und wie kam die Niederbayerin überhaupt zum Cabaret? „Durch den gleichnamigen Film mit Liza Minelli, den habe ich schon im Alter von sieben Jahren geliebt, er ist bis heute ein Masterpiece. Die Musik hat mich nachhaltig berührt, da ging mir das Herzlein auf, ich kannte bis dahin nur Zithermusik und die ZDF-Hitparade mit Dieter Thomas Heck.

Gloria Gray präsentierte ihr Programm Anderweitig anders im Wirtshaus im Schlachthof ©Fotos: Elke Kuchler
Gloria Gray präsentierte ihr Programm Anderweitig anders im Wirtshaus im Schlachthof

Viele Freunde und liebe Menschen, die sie geprägt und geformt haben, befänden sich unter ihren Gästen im proppevollen Theatersaal im Schlachthof (war schon zwei Wochen vorher komplett ausgebucht), deutet sie durch den künstlichen Nebel.

Wie beispielsweise Kult-Wirt Roy Dubowy. Oder Wolfgang Prinz.Die Gloria ist für mich eine unglaubliche Kunstfigur, wir kennen uns seit mindestens 30 Jahren, sind früher zusammen um die Häuser gezogen. Sie ist super, für meine Schönheits- und Showgrößen-Galerie steht sie mir Model“, erklärt der Münchner Maler.

Sie ist einer der klügsten Menschen, die ich je kennengelernt habe“, verrät Langzeit-Wegbeleiter Albrecht von Weech. Und: „Ich bewundere sie, finde es fantastisch, wie sie ihren Traum verwirklicht, da können sich viele ein Beispiel nehmen. Viele denken, sie ist so eine oberflächliche Bühnen-Flimmer-Person. Das ist sie gar nicht, sie ist ein ganz tiefer Mensch! Sie versucht in einer Zeit, in der es für alle schwierig ist, das Positive zu sehen, sie produziert Kultur, genau wie ich“, so der Entertainer.

Erster öffentlicher Auftritt Percy Hoven (mit Mama Joyce) nach dem Krebstod seiner geliebten Ehefrau, der Moderatorin Silvia Laubenbacher im März letzten Jahres (†56). „Die Familie ist mir eine große Unterstützung, jetzt klopft das Leben wieder an die Tür! Das ist ein Klischeé, aber man kann nicht stehen bleiben. Das Leben gibt dir einen Schubs, nach dem Motto, da gibt es noch was, jetzt mach mal weiter. Trauer ist ja so ein Hintergrundgeräusch, das am Anfang dafür sorgt, dass der Akku schon morgens um 11 Uhr bei 40 Prozent ist – und es wird  jeden Tag ein halbes Prozent mehr. Das sogenannte Trauerjahr kommt nicht von ungefähr“, weiß der Moderator, Künstler und Kommunikationsberater.

In dieser schweren Zeit habe sich auch herauskristallisiert, wer die wahren Freunde sind. „Die leisen im Hintergrund offenbaren sich als die größten Schätze. Ich habe Glück und sitze in einer Schatzkiste, hier ist auch mein bester Freund Albrecht von Weech“. Auch mit Gloria verbindet ihn eine lange Freundschaft: „Gefühlt über Lichtjahre, ein Zufallstreffer, wir supporten uns gegenseitig. Wenn wir uns treffen, philosophieren wir über das Leben, bei jedem Gespräch noch ein Stückerl intensiver“.

Ihre Bestimmung, dass sie zur Frau mit allem Drum und  Dran wurde, fasst Gloria Gray einmal mehr zusammen: „Ich lebe selbstverständlich und selbst-bestimmt. Das Thema kommt bei jedem Auftritt, bei jedem Interview erneut auf den Tisch. Ich beziehe mich da auf den Titel meines Programms: Anderweitig anders! Das ist doch jeder auf seine Art und sollte den Mut haben, es zu leben, egal, ob weiblich, männlich oder wie auch immer“, betont die 57-Jährige und schwebt auf schwindelerregenden Heels, ihre eindrucksvolle Oberweite in ein Ledermieder geschnürt, die Holzstiege der Bühne hinab.

Mein Gesicht ist jünger als mein Körper“, witzelt sie. Und: „Ladies and Gentlemen, kennen Sie den schon? Spricht mich ein Mann an und sagt: Sie haben ja ein Dekolleté für 12 Personen …."

Daniela Schwan

Gloria Gray präsentierte ihr Programm Anderweitig anders im Wirtshaus im Schlachthof ©Fotos: Elke Kuchler
Gloria Gray präsentierte ihr Programm Anderweitig anders im Wirtshaus im Schlachthof

©Fotos: Daniela Schwan, Elke Kuchler (2)
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