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The Dark Side of Musical. Applaus für die Neuinszenierung von Jekyll & Hyde - das Musical im Deutschen Theater München vom 02.02.-13.02.2022 |
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Nur 50% der Plätze dürfen pandemiebedingt derzeit im Deutschen Theater besetzt werden. Da trifft es sich gut, dass man auch beim Personal auf der Bühne ein bisschen „sparen“ kann, denn die Hauptpersonen „Jekyll & Hyde“ werden von ein und demselben Schauspieler dargestellt. Erzählt wird die Geschichte (der Klassiker von Robert Louis Stevenson sorgte schon 1886 bei seiner Veröffentlichung für ziemlichen Grusel) vom englischen Doktor, der das Böse im menschlichen Gehirn bekämpfen will. Der Selbstversuch, bei dem sich Dr. Jekyll ein geheimnisvolles Serum spritzt (Achtung, Impfgegner! Diese Szene könnte Ihre Gefühle verletzen), gerät außer Kontrolle.
In dunklen Nächten wird das dunkle Wesen von Jekylls Alter Ego „Mr. Hyde“ lebendig und von Nacht zu Nacht stärker. Dieser Mister Hyde ist unberechenbar, wild, brutal. Er hasst sie alle - den verlogenen Priester, den bestechlichen Politiker, die arrogante Perlenkettenträgerin - da macht er ratzfatz mit dem scharfen Messer klaren Tisch…
Eine Traumrolle, diese gespaltene Persönlichkeit darzustellen, in der sich große Namen wie Anthony Quinn, John Malkovich und Kirk Douglas bereits auf der Leinwand präsentiert haben. Über 50 Verfilmungen zählen die Kino-Lexika, 1997 dann die Entdeckung des Stoffs fürs Musical. Komponist Frank Wildhorn hat großartige Balladen und rockige Songs komponiert, die auch außerhalb der Musicaltheater in den Charts zu finden sind („This is the Moment“ und „ A New Life“ - um die Highlights zu nennen). Eine deutschsprachige Version hat Regisseur Andreas Gergen im letzten Jahr auf die Bühne in Merzig gebracht. Coronakompatibel, nur mit kleiner Besetzung und Band, wenig Kulissen (Videowand mit Stahlgerüst), etwas mehr „Labor-Stimmung“ mit brodelnden Reagenzgläsern hätte schon sein dürfen. Gergens Inszenierung spielt im Jetzt und wurde inhaltlich leicht bearbeitet. Das dramatische Musical ist im Deutschen Theater an der Schwanthaler Straße noch bis 13. Februar 2022 zu erleben (der Verfasserin dieses Berichts ist keine frühere Aufführung in München bekannt). Dabei verlässt sich Gergen auf sein bewährtes Personal: Milica Jovanovic ist Lisa, die brave Verlobte des forschenden Doktors. Mit Andreas Gergen arbeitete sie bereits bei „Sound of Music“ zusammen. Glockenklar und berührend ist ihre sehnsuchtsvolle Ballade „Da war einst ein Traum“.
Ihre Bühnenkonkurrentin ist Miriam Neumaier als verführerische Prostituierte „Lucy“ (Auftrittslied: „Schaff die Männer ran!“) , die im „Red Rat Club“ sowohl den sanften Dr. Jekyll wie auch den wirren Mr. Hyde kennenlernt. War sie eben noch die kesse „Uschi“ im „Schuh des Manitu“ (ebenfalls unter Gergens Regie), schaltet sie als „Lucy“ noch einen Gang höher. Stimmlich eine Naturgewalt und darstellerisch allererste Sahne. Kompliment, wer auf dem Rücken liegend vom Ensemble quer über die Bühne getragen wird und dabei jeden Ton trifft. Schönster Gänsehaut-Moment: wenn sie bei „Ein neues Leben“, ganz verletzliche Frau, ihre Sehnsucht nach einem Leben außerhalb des Rotlichts offenbart, dazu noch den letzten langen, hohen Ton mit einer Leichtigkeit herausschmettert - zu Recht gehört der lauteste Schlussapplaus dieser Darstellerin!
Die Titelrolle spielt Fabio Diso, in München vor kurzem als „Der Grieche“ zu sehen. Unter Gergens Regie wird der tänzelnde Publikumsliebling aus dem „Schuh des Manitu“ zum dramatischen Charakter und übernimmt den schweren Doppel-Part. Stimmlich einwandfrei und zu Recht viel beklatscht. Doch für den wirren Hyde braucht’s mehr als breiten Gang und ein aufgerissenes Hemd. Im Netz finden sich die großen Fußstapfen von Thomas Borchert (spielte erstmals das Stück in Wien), David Jakobs (kürzlich in einer opulenten Inszenierung in Dortmund) oder Chris Murray, der die wohl wahnsinnigste Verwandlung auf der Bühne zeigt. Bei der Schlüsselszene „Konfrontation“, wenn der Gute und der Böse quasi mit sich selbst singen, ist deshalb noch Luft nach oben.
Stichwort Verwandlung: Wer steht denn da und dirigiert die Band? Marc Seitz lebt jede einzelne Note der 100 Minuten- Musicalshow trotz FFP2-Maske. Ihnen sagt der Name nichts? Marc „kann“ nicht nur „Musikalische Leitung“, er begeisterte vor wenigen Wochen als „Winnetouch“ im Schuh des Manitu. Viel Applaus und Bravo-Rufe alle Darsteller haben es sich verdient! Die Premierenblumen wurden erstmals vom neuen Intendanten Thomas Linsmayer überreicht. Eine tolle Produktion zu seinem „Einstand“ im Haus an der Schwanthaler Straße. Gaby Hildenbrandt Vorstellungsbeginn: Preview / Premiere: Vorstellungsdauer:
©Fotos: Rolf Ruppenthal, Martin Schmitz (2)
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