"Up in the Air" ist ein Film, den man gesehen haben muss. Nicht nur wegen der zahlreichen Wolkenbilder, die so herrlich zu Georg Clooneys derzeitigen Nespresso Werbespot passen könnten, sondern wegen einer gut erzählten Geschichte, einee Mischung aus Tragikkomödie und Ist-Zeit Road Movie, in der die Luftstraßen statt Strassen eine Rolle spielen, die kreuz und quer duch die verschiedendsten Stationen der USA und des Lebens führen.

Über den Wolken ist die Freiheit grenzenlos für Ryan Bingham (GEORGE CLOONEY). 322 Tage im Jahr ist der Motivationstrainer und passionierte und Vielflieger in der Luft oder in Airport-Hotels, ununterbrochen unterwegs zu Firmen irgendwo in den USA.

Dort übernimmt er als Mitarbeiter einer Consulting-Firma die unliebsame Aufgabe, Mitarbeiter möglichst schmerzfrei über ihre Entlassung zu informieren, deren Chefs zu feige sind, ihre jahrelangen Mitarbeiter selbst zu feuern. Er trifft den aktuellen Zeitgeist - die Immobilienwirtschaft im Keller, die Automobilindustrie kollabiert, gute Zeiten also für die Branche: das Geschäft boomt.

"Corporate America" liegt am Boden, die Krisenverlierer, deren Gesichter und Reaktionen man gerade in den ersten Minuten sehen kann, könnten wir selbst sein. Ein selten aktueller Film.

Eigentlich müsste ein Mensch mit diesem Beruf schon allein deswegen unsympathisch rüberkommen, doch der von George Clooney dargestellte Ryan Bingham ist mit dosiert sympathischer Ausstrahlung und dem Geschick, hinzusehen, zuzuhören und im richtigen Moment die passenden Worte zu finden, die Idealbesetzung für diesen Job und entsprechend gefragt, auch zwischendurch einmal als Motivationsredner, der mit einem Rucksack-Beispiel versucht, die wichtigen Dinge im Leben zu verdeutlichen.

Ryan selbst hat nur ein Ziel: Er will der siebte Mensch werden, der als Frequent Flyer die sagenumwobene 10.000.000-Meilen-Schallmauer durchbricht.

Doch dann lernt er auf einer seiner Reisen am Flughafen eine verwandte Seele kennen, die Geschäftsfrau Alex (VERA FARMIGA), die eine menschliche Seite in ihm weckt, die er längst vergessen glaubte.

Gleichzeitig droht sein Berufsleben aus den perfekt organisierten Bahnen zu geraten, als die ehrgeizige junge Harvard Absolventin Natalie (ANNA KENDRICK) seinen Chef Craig (JASON BATEMAN) davon überzeugen kann, in der Firma Modernisierungen durchzusetzen, die Ryan künftig an den Schreibtisch fesseln würden.

Ihre Idee klingt plausibel: 85% Reisekosten könnte man einsparen, würde man künftig online per Videoschaltung die Entlassungen vornehmen.

Sein erfülltes Nomadenleben, in dem Statussymbole den Platz traditioneller Werte eingenommen haben, scheint komplett außer Kontrolle zu geraten: Wo soll ein Mann hin, der kein Zuhause hat?

Ryans Leben droht damit aus den Fugen zu geraten, und so nimmt er die neue Kollegin mit auf seine Dienstreisen, auf dass sie einen Eindruck von seiner Arbeit gewinne.

Im Verlauf ihrer Gespräche überzeugt Nathalie ihn, dass ein Leben voller Einsamkeit trauriger ist als ein Leben mit Familie, Freunden und Liebe. Ein vorsichtiger Versuch, eine echte menschliche Bindung einzugehen, scheitert jedoch, Ryan bleibt zurück in seiner Welt der Bonusprogramme, in der nur Firmen seine Treue belohnen.

Jetzt schon ein moderner Klassiker: Mit seiner Verfilmung des Bestsellers „Der Vielflieger" von Walter Kirn liefert „Juno"-Regisseur Jason Reitman (THANK YOU FOR SMOKING) sein Meisterwerk ab - eine pfiffige, bissige, charmante Komödie, die zeitgemäßer nicht sein könnte; ein zutiefst menschlicher Film, in dem George Clooney (OCEAN'S-Reihe, BURN AFTER READING) eine hinreißende Performance für die Ewigkeit abliefert:

Superstar und Oscar®-Preisträger Geroge Clooney in der Rolle eines unverbesserlichen Frequent Flyers, der sich nirgends wohler fühlt als in der Business Class, aber gezwungen ist wieder zu lernen, was es bedeutet, Boden unter den Füßen zu spüren.

An seiner Seite überzeugen Vera Farmiga (THE DEPARTED), Jason Bateman (JUNO, HANCOCK) und Anna Kendrick (TWILIGHT, NEW MOON).

Übrigens: American Airlines war zwar schon 1981 die erste Fluggesellschaft, die ein Bonusprogramm auflegte, bietet jedoch für das Erreichen von 10 Millionen Flugmeilen keine besondere Belohnung – hier nahmen sich Jason Reitman und Sheldon Turner künstlerische Freiheit.

Allerdings verleiht American Airlines (wie viele andere Fluggesellschaften) in seinem Vielfliegerprogramm AAdvantage Executive Platinum-Mitgliedern einen besonderen Status ab 100.000 Meilen (abgerechnet wird nicht in Meilen, sondern in Qualifying Points). Im Vielfliegerprogramm der Lufthansa etwa entspräche das dem höchsten Status HON Circle Member.

Für das Product Placement, die prominente Verwendung der Markennamen von Fluggesellschaften, Hotelketten und Autovermietern, erhielten die Filmemacher kein Geld.

Der Film wurde für die Golden Glob 2010 nominiert für Beste Regie, Bester Film - Drama, Bester Hauptdarsteller (George Clooney), Beste Nebendarstellerin (Vera Farmiga), Beste Nebendarstellerin (Anna Kendrick), und bestes adaptiertes Drehbuch

Literatur zum Film:
Kirn, Walter: Mr. Bingham sammelt Meilen. Piper, 2004, ISBN 3-492-24063-1.