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Minchen ve'Tel Aviv
Ausstellung im Jüdischen Museum München vom
25.03.-07.06.2009


Fotoessay „Fragments of a Style“ des israelische Fotograf Yigal Gawze (Foto: Martin Schmitz)
Fotoessay „Fragments of a Style“ des israelische Fotograf Yigal Gawze
Fotoessay „Fragments of a Style“ des israelische Fotograf Yigal Gawze (Foto: Martin Schmitz)

Fotoessay „Fragments of a Style“ des israelische Fotograf Yigal Gawze (Foto: Martin Schmitz)


David Scheuner, Plakatmaler, Werbegrafiker und Bühnenbildner

Rhea Glus, Tänzerin und Choreografin


©Fotos: Martin Schmitz

Das Jüdische Museum der Stadt München zeigt vom 25.03. bis 07.06.2009 in der Ausstellung „Minchen ve’Tel Aviv” anlässlich des 100. Geburtstages der Stadt Tel Aviv Porträts von vier in München aufgewachsenen und nach Tel Aviv geflüchteten Künstlern.

Die zweite Ausstellung der Jahresreihe „Orte des Exils“ richtet den Blick auf die Stadt Tel Aviv, die im April 2009 den 100. Jahrestag ihrer Gründung feiert.

Am 14.04.1909 als bescheidene Gartenvorstadt von Jaffa gegründet, ist Tel Aviv schnell als erste „hebräische Stadt der Moderne“ zum Symbol für die zionistische Hoffnung geworden, die viele Einwanderer aus Europa bei ihrer Einwanderung nach Palästina in den 1920er und 1930er Jahre begleitete.

Tel Aviv ist Neuland – nicht zuletzt auch für die Städtebauer und Architekten – und es entstand in jenen Jahren im Zentrum der Stadt das weltweit größte Ensemble von Bauhausarchitektur.

Der israelische Fotograf Yigal Gawze gibt mit seinem Fotoessay „Fragments of a Style“ Einblick in das charakteristische Bild der „Weißen Stadt“ am Rande des östlichen Mittelmeers.

Gleichzeitig blickt die Ausstellung „Minchen ve’Tel Aviv“ auch hinter die Fassaden dieser Stadt auf seine Bewohner, die darin gelebt, gewohnt und gearbeitet haben.

Sie begibt sich auf die Spuren der Lebensgeschichten von vier jüdischen Künstlern, die über lange Jahre in München lebten und wirkten und denen in den 1930er Jahren Tel Aviv nicht nur Ort ihres Exils sondern eine neue Heimat wurde.

Über den Prozess ihres Ankommens und Einfindens in Tel Aviv und dem Wiederaufnehmen der bisherigen künstlerischen Tätigkeit unter völlig neuen Lebensbedingungen erzählt die Ausstellung in Ausschnitten.

Das Ausstellungsprojekt wird in Zusammenarbeit mit Juliette Israel realisiert.

Internet: www.juedisches-museum-muenchen.de

Tel Aviv – ein Ort des Exils?!

Tel Aviv in einer Ausstellungsreihe über „Orte des Exils“ zum Thema zu machen, ist durchaus ein nachfragendes Zögern wert. Denn bedeutete Palästina oder Erez Israel, wie das Land vor der Staatsgründung 1948 auch genannt wurde, für die Ankommenden tatsächlich ein Exil?

War es nicht vielmehr oder vor allem ein „Ankommen“? Heißt nicht der Hoffnungsspruch für traditionelle Juden in aller Welt „Nächstes Jahr in Jerusalem“ und verband sich damit nicht die zionistische Hoffnung, in Palästina eine „nationale Heimstätte“ zu errichten? Feststeht zumindest, dass Palästina seit Beginn der nationalsozialistischen Herrschaft 1933 für die Juden in Deutschland auch eines war: möglicher Zufluchtsort und mitunter letzte Rettung.

Palästina bis 1933

Vierhundert Jahre lang, von 1517 bis 1917, war Palästina Teil des Osmanischen Reiches und  vorwiegend von muslimischen Arabern bewohnt; die jüdischen Einwohner bildeten lange Zeit eine Minderheit.

Erst im letzten Viertel des 19. Jahrhunderts wanderten Juden, verstärkt durch das Aufkommen des politischen Zionismus, vermehrt nach Palästina ein.

Im Ersten Weltkrieg besetzte Großbritannien das Gebiet, und 1917 wurde mit der Balfour-Deklaration den Juden die Unterstützung bei der Errichtung einer „nationalen Heimstätte“ in Palästina zugesagt. 1922 übertrug der Völkerbund Großbritannien das Mandat über Palästina.

Bis Anfang der 1930er Jahre kamen in vier großen Einwanderungswellen rund 180.000 Juden ins Land, die meisten von ihnen stammten aus Russland und Polen. Auslöser für ihre Emigration waren häufig Antisemitismus und Pogrome in Osteuropa, aber auch die zunehmende Verbreitung der jüdischen Nationalbewegung.

Unter großen Entbehrungen leisteten die neuen Bewohner die Basisarbeit beim Aufbau des Landes. Sie errichteten die landwirtschaftliche und industrielle Infrastruktur, gründeten Städte und Siedlungen.

Zu den großen Errungenschaften dieser Zeit ist sicherlich die Wiederbelebung der hebräischen Sprache zu zählen. Auch hatte die jüdische Gemeinschaft in Palästina Anfang der 1930er Jahre ein reges kulturelles Leben entfaltet: Es gab eine Fülle von Theater- und Filmvorführungen, Konzerten und Ausstellungen im ganzen Land.

Tel Aviv – die ersten Jahre nach der Gründung 1909

Mit einem Spatenstich in unberührte Sanddünen, unweit der Stadtmauern Jaffas, wurde die heutige Stadt Tel Aviv 1909 gegründet.

60 Familien taten sich zusammen und wollten eine Musterwohnsiedlung errichten, die ganz der Idee einer „Gartenstadt“ nach europäischem Vorbild verpflichtet sein sollte: Einfamilienhäuser mit Gärten, eine öffentliche Parkanlage und als Zentrum eine höhere Bildungsanstalt, ein Gymnasium.

Das war der Plan – doch zu groß war in den Jahren nach dem Ersten Weltkrieg die Zahl der jüdischen Neueinwanderer. Stück für Stück wurde Land gekauft und jeder, der es sich leisten konnte, baute sein persönliches Traumhaus. Einheitliche Bauvorschriften existierten nicht, gebaut wurde, was gefiel.

Die Konkurrenz der Baustile prägte das Bild Tel Avivs in den ersten beiden Jahrzehnten nach der Gründung.

Jugendstil neben Historismus, Orientalismen verschiedenster Art und Ansätze neuer Sachlichkeit – die Häuser wirkten mitunter wie ein symbolisches Bindeglied zur zurückgelassenen Heimat und waren doch auch der Versuch, eine neue Art des Bauens zu finden, angepasst an die extremen klimatischen Bedingungen im Land.

Zwar machten sich Städteplaner und Architekten in den 1920er Jahren immer wieder daran, der Stadt ein einheitliches architektonisches Gesicht zu geben, aber der bisherige Platz reichte nicht aus – quasi über Nacht mussten neue Wohnhäuser errichtet werden, so dass viele Planungen bereits vor ihrer Umsetzung hinfällig waren.

Aus dem Strom der Ankommenden bis Ende der 1920er Jahre wurde nach 1933 schnell eine Flut: Die fünfte Einwanderungswelle setzte ein; es kamen nun Juden aus dem mitteleuropäischen Raum, die auf der Flucht vor den Nationalsozialisten waren und den Entschluss gefasst hatten, nach Palästina zu emigrieren.

Unter ihnen waren auch viele Architekten, die an deutschen und internationalen Architektur- und Kunsthochschulen, einige von ihnen am Bauhaus in Weimar bzw. Dessau, ihre Ausbildung erhalten hatten. Die Errungenschaften der architektonischen Moderne im Gepäck, trugen sie in den 1930er und 1940er Jahren wesentlich dazu bei, der Stadt Tel Aviv eine einheitliche Struktur und ein charakteristisches Gesicht zu geben.

Tel Aviv wird, was es bis heute ist: die „Weiße Stadt“

Oft sind die Straßen und Plätze einer Stadt, der wir uns mit Interesse zuwenden, mehrere hundert oder tausend Jahre alt und zeugen in ihrer baulichen Ausprägung von einer langen kulturellen Tradition und Geschichte.

Tel Aviv – der „Hügel des Frühlings“, benannt nach der hebräischen Übersetzung von Theodor Herzls zionistisch-utopischem Roman „Alt-Neuland“ – dagegen ist eine relativ junge Stadt.

Als „erste hebräische Stadt der Moderne“ sollte ihr Erscheinungsbild modern und zukunftsweisend sein – klar linear gegliedert, mit einer puristischen Formensprache jenseits der wuchtigen Bauweise des europäischen Historismus und der Verzierungen des Jugendstils.

Tel Aviv sollte einen Neuanfang symbolisieren. Hier entstand in den 1930er und 1940er Jahren ein einzigartiges Ensemble moderner Architektur nach den Grundideen des Bauhauses. Die junge Architektengeneration nahm die Formensprache der europäischen Großmeister wie Le Corbusier, Walter Gropius, Mies van der Rohe oder Erich Mendelsohn auf und passte sie den lokalen und klimatischen Bedingungen der nahöstlichen Region an.

Und so erhielt Tel Aviv seinen ganz eigenen, unverkennbaren Bauhaus-Stil: Die in Europa üblichen Fensterfronten wurden verkleinert und mit Sonnenblenden versehen. Die großzügigen Balkone und Loggien hatten nicht nur eine klimatische, sondern auch eine soziale Funktion, da sich so ein großer Teil des Familienlebens und der Kommunikation mit den Nachbarn unter freiem Himmel abspielen konnte.

Ein wesentliches architektonisches Merkmal für Tel Aviv sind bis heute die so genannten Pilotis, Säulen, auf denen die Wohnhäuser errichtet wurden, um eine bessere Luftzirkulation und eine schattenspendende Bepflanzung zu ermöglichen. Äußerlich ist die Architektursprache geprägt durch das ständige Wechselspiel von Licht und Schatten auf den mit Muschelsand verputzten, weiß gestrichenen Fassaden.

In relativ kurzer Zeit hat sich Tel Aviv gewissermaßen im Zeitraffer von einer Wohnsiedlung in eine Großstadt gewandelt. Wenn man heute durch ihre Straßen geht, kann man diesen städtebaulichen Prozess aus zwei Blickwinkeln betrachten.

Da ist zum einen die Frage nach dem Entstehen: Wann wurden die einzelnen Häuser erbaut und in welcher Form? Doch erst der Blick hinter die Fassaden, auf die Menschen, die in den Häusern gelebt, gewohnt und gearbeitet haben, macht sichtbar, was Tel Aviv war und bis heute ist: ein Mikrokosmos an Geschichten, Ereignissen und gelebtem Leben. „Ein Architekt schafft eine Wohnung nur zu Hälfte, der Mensch, der in ihr lebt, schafft die andere Hälfte.“(Marcel Breuer).

Über die Ankunft der deutschen Juden in Tel Aviv

Zwischen 1933 und 1941 kamen rund 60.000 Juden aus Deutschland ins Land. Insgesamt erreichten in dieser Zeit über 280.000 Menschen die rettende Küste Palästinas. Fast die Hälfte dieser Einwanderer aus dem mitteleuropäischen Raum war über 30 Jahre alt und somit deutlich älter als die meisten Einwanderer der früheren Einwanderungswellen. Es gab eine wahre Flut von Akademikern, die das Land erreichten und sich nun völlig veränderten Gegebenheiten anpassen mussten.

Sie kamen aus Prag, Wien, Berlin oder München und sahen in Tel Aviv, der in ihren Augen „europäischsten“ Stadt im Land, einen möglichen Ort für ihren Neuanfang. Es war gerade der weltoffene, noch formbare Charakter der jungen Stadt, der viele Emigranten nach dem mehr und mehr erzwungenen Weggang aus Deutschland anzog.

Die ersten Jahre bedeuteten für viele eine Zeit des Übergangs – eine Zwischenzeit – auf der Suche nach einer ‚neuen Heimat’, nach einem Ankommen, auch kulturell und gesellschaftlich.

Ihren ganzen Ballast europäischer Kultur mit sich schleppend und der hebräischen Sprache meist nicht mächtig, begann für sie eine schwierige Zeit der Eingewöhnung und Umorientierung.

Die wachsende Stadt Tel Aviv bot Platz für diese Zwischenzeiten, und so prägten die Juden aus Deutschland die Straßen und Plätze Tel Avivs und haben, wie die Einwanderer vor und nach ihnen, das Bild der Stadt verändert.

Die Häuser bekamen ein neues Gesicht: Lüftungen, Heizungen, Dachgärten, Läden mit einladenden Schaufenstern, Kinos, Theater und Kaffeehäuser – die Neuankömmlinge schufen sich, was ihnen fehlte. Hinter den Fassaden der lebendigen Stadt entstanden ihre eigenen kulturellen Inseln: Lesezirkel, Kammerkonzerte und Theaterabende, private Mittagstische – die deutschsprachigen Zeitungen, die in den 1930er Jahren in Palästina zahlreich erschienen, sind voll von Bekanntmachungen dieser Art.

Der Blick hinter die Fassaden – vier Bewohner dieser Stadt

In dieser Ausstellung werden vier Künstler vorgestellt, die ihre künstlerische Laufbahn in München begonnen und nach 1933 in Tel Aviv fortgesetzt haben.

Ihr künstlerisches Werk und Wirken ist eine Art Bindeglied zwischen dem Hier und Dort, zwischen der Beschäftigung mit der eigenen Herkunft, Tradition und Kultur und dem Aufnehmen der Impulse ihrer neuen Heimat Palästina.

Die vier Künstler bilden eine Ausnahme, weil es ihnen scheinbar übergangslos gelang, ihre alte Tätigkeit im neuen Land wieder aufzunehmen.

Und doch erzählen sie oder vielmehr ihre Kunst auch von einer gemeinsamen Geschichte aller Emigranten in jener Zeit: von der Suche nach Orientierung und vom Bruch, den die Erfahrung der Vertreibung und der Weggang aus ihrem Herkunftsland verursacht hat.

Jüdisches Museum München
St.-Jakobs-Platz 16
80331 München
Öffungszeiten:
Dienstag-Sonntag: 10-18 Uhr
Eintrittspreise:
Erwachsene: 6€, Ermäßigt: 3€

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