Hochkaräter im „Musical Salon“ - Highlights an sechs Abenden im Deutschen Theater München

Der eine ist der charmante Strahlemann, der andere für die lässigen Sprüche zuständig. Beide Künstler beeindrucken mit Stimme und Bühnenpräsenz.

Mark Seibert und Patrick Stanke spielen seit vielen Jahren in der „Premium League“ der deutschsprachigen Musicalszene und sind die Moderatoren im „Musical Salon“, geöffnet an sechs Abenden hintereinander, mit viel Musik, entspannten Talks und ebenso hochkarätigen Kollegen (wechselnde Gäste, s. unten) auf der Bühne des Deutschen Theaters (nur noch bis  27.11.22).

li: Mark Seibert ©Foto: Mark Seibert re: Patrick Stanke ©Foto: Sandra Then

Flügel, Bass, Schlagzeug (alle top!), eine (kurze) Showtreppe, Barhocker, stimmungsvolles Licht - mehr braucht es nicht, um von den Künstlern in das Schloss des Grafen von Krolock („Tanz der Vampire“), zum „Glöckner von Notre Dame“  oder - bei „Bring him home“ (aus „Les Misérables“), dafür gab’s im Deutschen Theater Standing Ovations - ins Paris von 1832 mitgenommen zu werden.

Denn es sind die charismatischen Sänger und Sängerinnen, die das Publikum mit ihrer Darstellung verzaubern und mit ihrem Können faszinieren. Dagegen sind die Möchtegern-Stars der diversen TV-Talente-Suchen und hochgepushte Eintagsfliegen aus den Charts chancenlos.

Eine schöne Idee, mal die private Seite der großen Namen der Szene von einem Kollegen vorzustellen. Man kennt sich, mag sich und respektiert sich. So ist es selbstverständlich, wenn am Eröffnungsabend (Motto: Vampirtreffen im Salon) gleich drei „Grafen“ auf der Bühne stehen, die im „Tanz der Vampire“ Triumphe gefeiert haben.

Interessant, die drei so unterschiedlichen Stimmen (beim Song: Die unstillbare Gier) zu vergleichen, denn jeder hat seinen eigenen „Vampir-Stil“: Kevin Tarte, Drew Sarich und Mark Seibert.

li: Kevin Tarte ©Foto: Conny Wenck re: Drew Sarich (©Foto: Karim Khawatmi)

Abla Alaoui (©Foto: Saskia Allers)

Beim anschließenden Talk erfährt man, dass Kevin Tarte und Mark Seibert einige Zeit in Stuttgart im selben Haus gewohnt haben. Tarte, der Star, „oben, in einer sehr großen Wohnung“, erinnert sich Seibert. Er selbst, damals Anfänger, im kleinen Apartment darunter.

Und die inzwischen erwachsenen Zwilinge von Drew Sarich starten - wen wundert’s - ebenfalls im Musikgeschäft durch. Auch Sarich’s Körpergröße wird bei dieser Gelegenheit mal fürs Protokoll festgehalten: 1,87 Meter. Gesungen wird dann gleich wieder im Anschluss: Aus „Last Five Years“, „Jeckyll and Hyde“ und „Ich war noch niemals in New York“ (wunderschön: Kevin Tarte mit „Was wichtig ist“ von Udo Jürgens).

„Ich bin hier für den Östrogenspiegel verantwortlich“ scherzt Abla Alaoui bei ihrem Auftritt. Sie ist - bei sieben Männern  (Band plus Kollegen) auf der Bühne - die „Henne im Korb“ (so Patrick Stanke). Sie wird am Bartisch später erzählen, dass sie mit Kollege Mark Seibert besonders gerne (Bühnen-)Küsse ausgetauscht hatte. Die zierliche Powerfrau ist schnell aus Wien eingeflogen, wo sie im Ronacher die weibliche Hauptrolle in „Der Glöckner von Notre Dame“ spielt. Die Show ist so beliebt, dass schon Zusatztermine am Nachmittag eingerichtet werden.

Abla singt am Salon-Abend - außer „Totale Finsternis“ mit gleich allen vier Kollegen - die Ballade „Come what may“, aus dem Filmmusical „Moulin Rouge“ (aktuell in Köln live auf der Bühne). „Ein Film, der mich mein Leben lang begleitet hat“, so Abla Alaoui. Ob es wohl mit den sexy-frivolen Choreographien dieses Films zu tun hat, dass sie im privaten Talk verrät, auf einer Party gerne zu „twerken“, also diesen Tanzstil zu zeigen, bei dem Hüfte und Becken besonders zum Einsatz kommen? Wer weiß…

Die großen, immer wieder gern gehörten Hits und manch unbekanntes „Gusto-Stückerl“ (wie man in der Musical-Metropole Wien sagt) in einem Programm zu hören, macht eingefleischten Fans (die sitzen vor allem ganz vorne und jubeln ihren Lieblingen zu) und Zuschauern, die nicht ganz so in der Materie drin sind, Freude.

In jedem Fall ist der „Musical Salon“ mit dieser prominent besetzten Gästeliste die beste Werbung für das Genre. Und nicht ganz ohne Eigennutz für das Theater an der Schwanthalerstraße: in den nächsten Monaten stehen die Produktionen Flashdance, Die Schöne und das Biest, Dirty Dancing und West Side Story auf dem Spielplan.

Der Musical-Salon darf gerne auch in 2023 wieder öffnen (dann bitte bei jedem Auftritt die Namen des Stückes erwähnen).

Gaby Hildenbrandt

Die weiteren Abende des Musical-Salons 2022:

24.11. Musical Traumpaar mit Jan Ammann und Judith Caspari

25.11. Ein Hoch auf Elisabeth mit Maya Hakvoort, Annemieke van Dam und Roberta Valentini

26.11. Vienna Musical Night mit Felix Martin, Dominik Hees und Vanessa Heinz

27.11. Musical Traumpaar mit Sabina Weckerlin und Philipp Büttner

Moderation: Mark Seibert und Patrick Stanke

Tickets: ab 39 Euro

Infos. www.deutsches-theater.de

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