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Bayerischer Filmpreis - die Preisträger 2012 und die Jurybegründungen |
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Margarethe von Trotta erhielt den Ehrenpreis des Ministerpräsidenten Produzentenpreis 2012 für „Cloud Atlas“ an Stefan Arndt von X Filme Creative Pool GmbH, neben ihm Produzentin Maria Schrader ©Fotos: Martin Schmitz |
Nachfolgend die Namen aller Preisträger und die Begründungen der Jury: In Anerkennung ihrer herausragenden Leistungen als Regisseurin für den bayerischen und deutschen Film erhält Margarethe von Trotta den Ehrenpreis des Bayerischen Ministerpräsidenten. Begründung der Jury: Margarethe von Trotta ist eine unserer engagiertesten Filmemacherinnen und Regisseurinnen. Sie ist mutig, sie ist neugierig, sie geht in ihren Werken den Dingen auf den Grund, sie stellt Fragen und sie will verstehen. Dass in ihren Filmen vor allem historische Frauenfiguren wie Rosa Luxemburg, die Schwestern Gudrun und Christiane Ensslin in "Die bleierne Zeit", die Frauen der "Rosenstraße", die Mystikerin Hildegard von Bingen oder die Philosophin Hannah Arendt im Mittelpunkt stehen, ist ihrer besonderen persönlichen Handschrift zu verdanken. Margarethe von Trotta erzählt Geschichte und Geschichten aus Frauenperspektive. Mit großer Sensibilität und Empathie schildert sie die Entwicklung ihrer weiblichen Charaktere und deren Ringen um Freiheit, Würde und Selbstbestimmung. Als Publikum sind wir glücklich, dass Margarethe von Trotta nach frühen Erfolgen als Schauspielerin im Autorenfilm unter Fassbinder, Achternbusch und Schlöndorff schon bald auf den Regiestuhl gewechselt ist und uns unvergessene Kinomomente geschenkt hat. Mit "Hannah Arendt" ist ihr ganz aktuell wieder ein einfühlsames Porträt einer starken und unkonventionellen Frau und Denkerin gelungen, das die Reihe der großen Trotta'schen Frauenfiguren hoffentlich nur vorläufig abschließt.
Der Produzentenpreis geht mit 200.000 Euro an Stefan Arndt (X Filme Begründung der Jury: Mit einem hochkarätigen internationalen Cast ist den Regisseuren Tom Tykwer und den Wachowski-Geschwistern eine brillante und atemberaubende Zeitreise gelungen, die den Zuschauer durch mehrere Jahrhunderte von der Vergangenheit bis in die fernste Zukunft führt und mit einem Feuerwerk mitreißender Bilder in ihren Bann zieht. Für diese herausragende Leistung, die 2012 vergeblich ihres Gleichen sucht, geht der Produzentenpreis an Stefan Arndt und die X Filme Creative Pool GmbH.
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Der Regiepreis (dotiert mit 10.000 Euro) geht an Michael Haneke für seinen Film "Liebe". Begründung der Jury: Der gebürtige Münchner Haneke, oft ein distanziert-gnadenloser Darsteller von Gewaltstrukturen, berührt mit "Liebe" die Herzen der Zuschauer - ganz ohne Kitsch, aufdringliche Filmmusik oder andere manipulative filmische Hilfsmittel. Seine Fähigkeit, zwischen Zärtlichkeit und Kompromisslosigkeit stets den richtigen Ton zu treffen, ist schlichtweg atemberaubend. |
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Barbara Sukowa ist Beste Darstellerin 2012 |
Der Preis für die beste Darstellerin (dotiert mit 10.000 Euro) wurde verliehen an Barbara Sukowa für ihre Rolle in "Hannah Arendt". Begründung der Jury: Wir können sehen und verstehen, wie sie ihre Gedanken entwickelt und wie sie als Beobachterin des Eichmannprozesses in Israel zu ihrer berühmten, als skandalös empfundenen Einschätzung der "Banalität des Bösen" gelangen musste. Barbara Sukowa macht Hannah Arendt lebendig und für die Kinobesucher des 21. Jahrhunderts verstehbar. |
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Tom Schilling ist Bester Darsteller |
Den Preis als bester Darsteller (dotiert mit 10.000 Euro) erhielt Tom Schilling für seine Rolle in "Oh Boy!". Begründung der Jury: Mit seinem reduzierten und doch unglaublich präsenten Spiel zieht uns Tom Schilling vom ersten Augenblick an in die Geschichte hinein. Mal höflich-interessiert, mal ungläubig staunend lässt er es zum Vergnügen der Zuschauer über sich ergehen, wenn die mit Sicherheit schrägsten Typen, die Berlin zu bieten hat, seinen Weg kreuzen, und gibt dem Film so seine ganz besondere Note. Hut ab vor dieser großartigen schauspielerischen Leistung im schwierigen Fach Komödie! |
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Lisa Brand erhielt den Bayerischen Filmpreis 2012 in der Kategorie Beste Nachwuchsdarstellerin |
Der Preis für die beste Nachwuchsdarstellerin (dotiert mit 10.000 Euro) wird verliehen an Lisa Brand für ihre Rolle in dem Film "Der Verdingbub". Begründung der Jury: Gemeinsam mit dem Verdingbuben Max muss sie auf einem Bauernhof nicht nur rund um die Uhr schuften, sondern auch Vergewaltigungen und eine Abtreibung über sich ergehen lassen. Die langsame Verwandlung vom unschuldigen Mädchen zur gepeinigten jungen Frau stellt Lisa Brand mit großer Sensibilität und Natürlichkeit dar, vor allem über ihre alle Seelenqualen ausdrückenden Augen. Nichts wirkt in ihrem Spiel aufgesetzt oder forciert, und so hofft auch der Zuschauer mit ihr bis zuletzt auf eine gelungene Flucht nach Argentinien, die sich für Berteli leider nie erfüllen wird. |
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Sabin Tambrea erhielt den Bayerischen Filmpreis 2012 in der Kategorie Beste Nachwuchsdarsteller |
Der Preis für den besten Nachwuchsdarsteller (dotiert mit 10.000 Euro) wird verliehen an Sabin Tambrea für seine Rolle in dem Film "Ludwig II". Begründung der Jury: In seiner Verkörperung des jungen Märchenkönigs haucht Sabin Tambrea dem Traum Ludwigs II. von einer friedlichen Welt so viel Leben ein, dass seine Geschichte aktueller wird denn je. Die Sehnsucht der hochbegabten Künstlerseele nach der Veredelung des Menschen durch Kunst und Musik wird für den Zuschauer fast körperlich spürbar. Sabin Tambrea lässt uns die Ängste und Nöte des jungen Ludwig als Ausdruck der Verzweiflung einer sensiblen Seele an der Brutalität der Welt schmerzvoll nachvollziehen. Er macht es dem Zuschauer möglich, dem jungen, zunächst naiven Regenten Sympathien abzugewinnen und sich ihm sogar nah zu fühlen statt in Distanz zu einer verstaubten Figur der Geschichte. So trägt Tambrea in seiner ersten großen Kinorolle maßgeblich dazu bei, dass den Regisseuren und Drehbuchautoren Peter Sehr und Marie Noelle mit ihrem historischen Stoff der Bogen zum Hier und Heute gelingt. |
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Der Nachwuchsregiepreis (dotiert mit 10.000 Euro) geht an Michaela Kezele für ihren Film "Die Brücke am Ibar".
Begründung der Jury: Die nun bereits seit zwei Jahrzehnten andauernden Konflikte auf dem Balkan sind Stoff für eine Fülle filmischer Auseinandersetzungen mit der scheinbar unlösbaren Situation dieses explosiven Vielvölkergemischs im ehemaligen Jugoslawien. Michaela Kezeles "Die Brücke am Ibar" thematisiert den Krieg zwischen Serben und Albanern und die damit verbundenen Bombardements der NATO. Anrührend und mitreißend erzählt sie in ihrem Debütfilm von der tragischen Liebe zwischen einer Serbin und einem Albaner, die in diesem Land der zerrissenen Herzen keinen Bestand haben kann und schließlich tödlich endet. Ein beachtlicher Erstlingsfilm, dessen Regisseurin nicht nur als Autorin des Stoffes, sondern auch mit einer einfühlsamen und geradlinigen Führung des hervorragenden Schauspielerensembles überzeugt. Den Preis für den besten Kinderfilm (dotiert mit jeweils 5.000 Euro) erhalten Cyrill Boss und Philip Stennert (Regie) für "Das Haus der Krokodile". Begründung der Jury: Seine jugendlichen Protagonisten ernst nehmen - das gelingt nicht vielen Kinderfilmen. Anders "Das Haus der Krokodile" von Cyrill Boss und Philipp Stennert: Das Regieduo verdichtet die gruselige Fernsehserie aus den 70er Jahren zu einem packenden, elegant modernisierten Spielfilm, bei dem auch jeder Erwachsene mit seinen Kindern mitfiebern kann. Besonders die Gefühlswelt ihrer Hauptfigur Viktor treffen die Filmemacher hervorragend. Seine unbändige Abenteuerlust, aber auch die Angst, sich den Problemen des Alltags zu stellen, übersetzen Cyrill Boss und Philipp Stennert in eine überzeugende Bildsprache. Zudem verzichten die Regisseure in ihrem feinfühligen, stilsicheren und exzellent fotografierten Jugendfilm auf den viel zitierten pädagogischen Zeigefinger. Und das ist in diesem Genre wahrlich keine Selbstverständlichkeit. Den Preis für die beste Filmmusik (dotiert mit 10.000 Euro) bekam Max Richter für den Film "Lore". Begründung der Jury: Der Film "Lore" erzählt über ganz andere Opfer des Dritten Reichs: die Kinder hoher Repräsentanten der Nazi-Nomenklatura, die nach Kriegsende sich selbst überlassen sind und sich Hunger, Kälte, dem Verlust ihrer Heimat, aber auch dem Zusammenbruch der ihnen anerzogenen Weltsicht stellen müssen. Auf ihrer Reise durch das Deutschland der Stunde Null lernen diese Kinder nicht nur, allgegenwärtigen Gefahren zu trotzen und immer neue Notlagen zu bestehen, sondern auch sich Fragen nach Schuld, Sühne und Menschlichkeit zu stellen, mit denen sie vorher niemals konfrontiert waren. Zum herausragenden künstlerischen Gesamteindruck von "Lore" trägt ganz entscheidend die einfühlsame und sich bei aller Eigenständigkeit immer der Geschichte unterordnende Filmmusik von Max Richter bei. Dafür gebührt ihm der Bayerische Filmpreis 2012. Der Preis der Verwertungsgesellschaft für Nutzungsrechte an Filmwerken (VGF), dotiert mit 60.000 Euro, wurde verliehen an Christian Füllmich, Torben Maas und Maximilian Plettau (Filmschaft maas & füllmich / Nominal Film) für den Film "Nemez". Begründung der Jury: Mit dem Erstlingsfilm "Nemez" von Stanislav Güntner ist den jungen Produzenten Maximilian Plettau, Torben Maas und Christian Füllmich von der Nominal Film und der "Filmschaft maas&füllmich" ein herausragendes gesellschaftspolitisches Drama gelungen. Die Geschichte des jungen Russlanddeutschen Dima, der gegen alle Widerstände seine kriminelle Vergangenheit hinter sich lassen will und auf einen Neuanfang in Berlin hofft, zeichnet sich durch hohe Authentizität aus. In "Nemez" wird der ständige Kampf vieler junger Immigranten zwischen Legalität und Illegalität facettenreich in Szene gesetzt. Bis zum Schluss verfolgt der Zuschauer gespannt, ob Dima es schaffen wird, sich aus seinem kriminellen Umfeld zu lösen. Dabei führt die exzellente Schauspielleistung von Mark Filatov zu einem hohen Grad an Identifikation mit der Hauptfigur. Eine packende Coming-of-Age-Geschichte, bei der neben existenziellen Fragen nach Identität und Herkunft auch die Liebe nicht zu kurz kommt! |
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Den Drehbuchpreis (dotiert mit 10.000 Euro) erhielt Jan Ole Gerster für Begründung der Jury: Ein Tag in der kaffee-freien Streunerexistenz eines Berliner (Nicht-) Studenten, den man früher wohl Gammler genannt hätte. Dass das Leben eine Baustelle ist, haben uns schon viele erzählt, aber kaum einer mit so leichter, beiläufiger Lässigkeit wie Jan Ole Gerster in seinem beachtlichen Erstlingsfilm "Oh Boy!". Sein an überraschenden Wendungen reiches Drehbuch bietet die detail-pralle Grundlage für Tom Schillings begeisterndes Spiel als ziellos dahin treibender Niko Fischer. Genau hinschauen und dabei die abgründige und aberwitzige Komik des Alltags entdecken, das macht den erheiternden Charme dieses Filmes aus. Eine lange vermisste Fähigkeit im deutschen Film! Den Preis für Bildgestaltung (dotiert mit 10.000 Euro) bekommt Jakub Bejnarowicz für den Film "Gnade". Begründung der Jury: Im Psychodrama "Gnade" des Regisseurs Matthias Glasner blickt der Zuschauer in der finsteren Polarnacht der norwegischen Stadt Hammerfest in die seelischen Abgründe nicht eingestandener Schuld und quälender Gewissenskonflikte eines dort mit seinem Sohn lebenden deutschen Ehepaars (Jürgen Vogel und Birgit Minichmayr) und erfährt, wie Gnade und Vergebung unter unerwarteten Umständen möglich sind. Die Bildgestaltung von Jakub Bejnarowicz versteht es, dem möglichen Pathos der Natur zu entfliehen, das Flirren des Nordlichtes und den Mikrokosmos einer Familie in einen feingliedrigen Kontext zu stellen, zugleich atmosphärisch aufzuladen und somit schillernde Seelenlandschaften zu erzeugen. Diese meisterhafte Leistung verdient den Bayerischen Filmpreis 2012. Begründung der Jury: Wenn die Besucher bewegt, diskutierend und nachdenklich das Kino verlassen, dann hat ein Film sein Ziel erreicht. Der Dokumentarfilm "More than Honey" schafft das mühelos - und noch mehr: Er bewegt die Zuschauer nicht nur, er trifft offenbar einen Nerv unserer Zeit. Wohltuend hebt sich "More than Honey" vom trockenen Lehrfilm ab und zeigt den offenen Konflikt zwischen Mensch und Umwelt als spannendes Naturdrama, in dem wir den Menschen mal als Retter, mal als gierigen Zerstörer beobachten. Markus Imhoof bringt seine persönliche Sicht über die Geschichte seines Großvaters ein, erzählt in beeindruckenden Bildern und nimmt sich Zeit. Er hat viel Wissen und vor allem kreatives Fingerspitzengefühl in sein Werk investiert. Kurzum: Ein Dokumentarfilm voller Herzblut. Auch die Jury hat sich von "More than Honey" verzaubern lassen. Am liebsten würde man noch den Untertitel "wichtigster Film des Jahres" verleihen. Denn: Ohne Bienen sind wir verloren - und ohne diesen Film wüssten wir das nicht einmal! |
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Regisseur Bora Dagtekin, Schauspieler Josefine Preuß, Elyas M'Barek ("Türkisch für Anfönger") |
Bereits bekannt gegeben wurde der Preisträger des Publikumspreises. Den Publikumspreis erhält Bora Dagtekin für seinen Film "Türkisch für Anfänger". Die Zuschauerinnen und Zuschauer des Filmmagazins "Kino Kino" des Bayerischen Fernsehens sowie die Hörerinnen und Hörer von Bayern 3 haben "Türkisch für Anfänger" zu ihrem Lieblingsfilm gewählt. |
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Bayerischer Filmpreis 2012, Roter Teppich 18.01.2013, Impressionen Teil 1, 2, 3, 4, 5, 6, 7, 8, (©Fotos: Martin Schmitz) |
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17.01.2014, Freitag -ab 19.00 Uhr Im Rahmen einer festlichen Galaveranstaltung im Münchner Prinzregententheater wird der Bayerische Filmpreis 2012 verleihen. In diesem Jahr geht der Ehrenpreis des Bayerischen Ministerpräsidenten an Schauspieler Armin Mueller-Stahl (mehr) -Bayerischer Filmpreis 2013 - "Pierrot" Verleihung am 17.01.2014 im Prinzregententheater - die Preisträger (mehr) |
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