Der Bass schiebt von unten, fett wie in der Disco, die Gitarre treibt voran, das Akkordeon zerstückelt die Harmonien in groovige Sechzehntel, darüber jubeln Trompete und Klarinette – dieser Sound war der Sound der 50er Jahre, und der Mann am Akkordeon war der erste Superstar der Volksmusik: Slavko Avsenik und seine Original Oberkrainer definierten eine neue Art von Folklore. Sie nahmen die traditionelle Musik der Krainer und der Kärntner, fügten eine Prise jazziger Harmonik hinzu, erfanden die charakteristische Akkordeon- Begleitung, sozusagen ein Swing im Krebsgang. Und sie verkauften und verkaufen Millionen von Platten.

Heute steht Oberkrainer-Musik nicht mehr auf den ersten Plätzen der Volksmusik-Charts. Das liegt zum einen an viel zu vielen Epigonen, die aber mit dem Groove des großen Vorbilds nicht mehr viel gemein haben, sondern eher eine Art deutscher Schlager in Oberkrain-Besetzung spielen.

Zum anderen vergaß allerdings auch die neue Volksmusik-Bewegung, den Krainer-Stil an der urwüchsigen Renaissance teilhaben zu lassen.

Zu erfolgreich im kommerziellen Sinn war das wohl, zu „neu“ auch noch – bedurfte eine Musik, die gerade mal 40, 50 Jahre alt war, denn überhaupt einer Blutauffrischung? War es nicht wichtiger, sich um die viel ältere Tradition zu kümmern, um die Musik des 19. Jahrhunderts, sie zum einen banalisiert in zahlreichen Fernseh-Stadeln, -Scheunen, Buschenschenken, die zum anderen von jener Pflege erstickt zu werden drohte, die sich die sehr überzeugten „echten Volksmusiker“ auf die Zither geschrieben hatten?

Auch die Oberkrainer Musik drohte zu erstarren – weil sie genau jenem Mechanismus unterlag, der lebendige, frische, zeitgenössische Auseinandersetzung mit der Tradition stets verhindert: Das war schon immer so, das soll so bleiben.

Doch der Groove ist viel zu stark, der Sound viel zu eigen, die Klangmöglichkeiten trotz der festgelegten Besetzung und vieler formelhafter Wendungen viel zu vielfältig. Nun entdeckt die neue Volksmusik den Karawanken-Swing, und sie probiert aus, was passiert, wenn Erzeugnisse zeitgenössischer Musikproduktion über den Avsenik geschert werden.

Das Ergebnis: Es geht, es geht sogar sehr gut. Der Verkrainerung des Repertoires steht nichts mehr im Wege.

Sechs MusikerInnen aus den unterschiedlichsten Ecken sind nun angetreten, den Oberkrainersound aus der Bierzeltseligkeit in ein seriöses World-Music-Genre zu übersetzen, den Spielwitz dabei nicht zu verlieren und zu beweisen, dass jedes Lied, jede Melodie aus Pop, Jazz und Klassik verkrainert werden kann.

Wer aber sind diese „Global.Kryner“? Sängerin Annemarie Höller gilt als eine der besten Stimmen des Landes: sie genoss ihre vokale Ausbildung in Los Angeles und sang schon mit Größen wie Hubert Tubbs (Tower of Power) und Wolfgang Ambros; Meisterakkordeonist Anton Sauprügel ist Musikschuldirektor in Purgstall und Oberkrainer-Experte in einer Person; Klarinettist Christof Spörk, Conferencier der Musikkabarettgruppe "Die Landstreich" (Salzburger Stier 2003) spielt von kubanisch über steirisch bis bulgarisch alle Stücke; Posaunist und Heldentenor Sebastian Fuchsberger ist einschlägig bekannt als charmanter Blechsprengmeister der "Mnozil Brass"; Karl Roßmann, Österreichs vielseitigster Trompeter bläst bei den 3 Tenören wie bei der Grazer Jazz Big Band und Gitarrist Edi Köhldorfer grooved nicht nur auf Oberkrainer hervorragend, sondern spielte bereits mit internationalen Jazzstars wie Stephane Grappelli.

Termin: 20.12.04
Ort: Amadeon
Beginn: 19.30 Uhr (Einlass 18.30 Uhr)
Eintritt:  VVK: 18 €, erm. 15 €, zzgl. System- und Vvk-Gebühren, AK 22 €, erm. 19 €